Da denkt man, man könne die ersten Sonnentage des Frühlings und den letzten Schnee des Winters für ein paar erholsame Tage in den Bergen nutzen. Und schon ist es passiert. Auch erfahrene Wintersportler kennen es sicherlich: einmal kurz nicht aufgepasst, liegt man mitten auf dem Hang. Ski und Stöcke hat man von sich geworfen, Schnee überall dort, wo es unangenehm ist. Und wenn es ganz blöd kommt, schmerzt irgendwo eine Stelle mehr als sie sollte.
Auch dieser Beitrag ist übrigens nur mit anderthalb Händen geschrieben. Eine kleine Unachtsamkeit und -zack- war das Daumenband überdehnt. Glücklicherweise nur eine kleine Verletzung. Es hätte auch ein Bänder(ab)riss sein können, der oftmals nur operativ zu kurieren ist. Aber die ganze Geschichte hat dazu angeregt, mal genauer hinzuschauen, welche Möglichkeiten der 3D-Druck im Bereich der Medizintechnik so bietet. Die Daumenbanddehnung wird zwar in diesem Fall noch mit einer konventionellen Schiene therapiert. Orthesen und Prothesen aus dem 3D-Drucker sind jedoch keine Seltenheit mehr.
3D-gedruckte Orthesen
Die Firma Ottobock beispielsweise sieht den 3D-Druck bereits seit Längerem als wesentlichen Baustein zur Therapie von Verletzungen, bei denen es einer Unterstützung des menschlichen Körpers bedarf. Konventionelle Schienen sind in der Regel luftundurchlässig (Sie wollen nicht wissen, wie meine Hand gerade juckt!) und inflexibel. Mittels des 3D-Drucks können die Orthesen nicht nur auf die Physiognomie des Patienten angepasst werden. Auch das Einfügen von Luftlöchern ist möglich, um die Haut unter der Orthese atmen zu lassen. Druckstellen können ebenfalls vermieden werden. Und auch im Gewicht zeigen die gedruckten Orthesen Vorteile, sind sie doch leichter als herkömmliche Produkte.
Orthesen als Präventivmaßnahme
Auch Präventiv-Orthesen gibt es inzwischen, beispielsweise von Againer. Der Deutsche Skiverband beschäftigt sich ohnehin mit der Thematik. Knieverletzungen stehen nun einmal an der Spitze der Verletzungsstatistiken im Wintersport. Diese will man aber möglichst bereits im Vorfeld verhindern. Und mal sehen, wie lange es noch dauert, bis dies mittels 3D-Druck-Verfahren individualisiert geschieht.
Im Bereich der Arbeitssicherheit findet man bereits Präventiv-Orthesen aus dem 3D-Drucker im Einsatz. Sogenannte Exoskelette unterstützen den menschlichen Körper bei Arbeit in unbequemer Zwangshaltung. Sie beugen so Schäden durch beispielsweise Überkopfarbeit vor. Das bedeutet nicht nur eine kurzfristige Entlastung der Arbeiter, sondern auch den Schutz vor langfristigen Schäden, die auf lange Sicht Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen belasten dürften. Ottobock hat daher in diesem Bereich bereits drei Modelle an Exoskeletten auf den Markt gebracht, die neueste Version momentan das kleinste Exoskelett der Welt.
Den Schaden an meinem Daumen kann ich zwar mit diesen Lösungen nicht mehr ändern. Aber spannend bleibt das Thema Medizintechnik und 3D-Druck auf jeden Fall weiterhin!