Was mich kürzlich besonders fasziniert hat, war die Vision zum Reifen der Zukunft, die Goodyear auf dem Automobilsalon Genf vorstellte. „Wir wollen das Rad nicht neu erfinden“ ist ein Spruch, den man in zu vielen Meetings in Deutschland viel zu häufig hört. Doch, wir wollen das Rad neu erfinden! Wir wollen neue Wege gehen! Wir wollen Funktionen integrieren, Produkte individualisieren und mit Ideen des Leichtbau und der Bionik ungeahnte Design-Freiheitsgrade ermöglichen, wir wollen Dinge herstellen, die es so noch nie gab, nicht zu diesen geringen Kosten und nicht in diesen kleinen Losgrößen.
Hätten Sie’s gewusst? Das ultimative Rad ist eine Kugel. Eigentlich so einfach wie das Ei des Columbus. Sicher wird es noch viele praktische Probleme zu lösen geben, aber allein die Vision und wie das Goodyear in einem Film visualisiert hat, ist enorm faszinierend. Die Oberfläche der Reifenkugel soll übrigens, wenn es soweit ist, mit einem von Bionik inspirierten 3D-Druck-Verfahren hergestellt werden.
In die Oberfläche werden von der Natur inspirierte Funktionen integriert, in diesem Fall von der Hirnkoralle und natürlichen Schwämmen. Die Rillen saugen bei Regen die Nässe auf, werden weich, schleudern durch die Zentrifugalkraft das Wasser nach außen weg und schützen so vor Aquaplaning. Bei trockener Fahrbahn verhärtet sich das Profil wieder und sorgt so für optimalen Grip.
Bionik und 3D-Druck beim Goodyear Eagle-360
Ein praktisches Problem wird sicher sein, wie die PS auf die Strasse kommen. Die Lösung wird vielleicht so etwas wie BB-8 sein, der kleine Roboter aus Star Wars VII. Ich konnte mir zunächst auch nicht vorstellen, dass es so etwas geben könnte – und jetzt kann man es kaufen und damit spielen. Was Magnetschwebetechnik und Gravitationskraft leisten können, ist erstaunlich.
Sphero’s Star Wars BB-8 Droid
Bionik, von der Natur inspirierte Konstruktionen und Designs, ist ein Thema, das uns auch bei Kegelmann Technik beschäftigt. Von der Natur zu kopieren ist gar nicht so einfach, wenn man nicht die entsprechende Denkweise verinnerlicht hat, das „additive thinking“. Die Natur kann nur wachsen, sie kann nicht schneiden oder fräsen. Dieses „additive thinking“ und die Vorteile für Sie diskutieren wir gerne mit Ihnen. Es geht um viel mehr als bisher konventionell gefertigte Teile einfach mit dem 3D-Drucker oder – im industriellen Massstab mit SLS Selektives Lasersintern und SLM Selektives Lasermelting – zu reproduzieren. Da wird richtig viel Potential verschenkt, das wir gerne für Sie erschließen.
Welches Rad dürfen wir für Sie neu erfinden?
Stephan Kegelmann