Obsoleszenzmanagement, Kreislaufwirtschaft und additive Fertigung sind Themen, die uns schon lange sehr am Herzen liegen. Im März ist gerade die aktualisierte Öko-Design-Richtlinie der EU in Kraft getreten, die sich zunächst hauptsächlich mit den neuen Energieeffizienzlabels für Haushaltsgeräte wie Geschirrspüler, Waschmaschinen und Waschtrockner, Kühlschränke einschließlich Weinlagerschränken, Lampen und elektronischen Displays einschließlich Fernsehgeräten, Monitoren und digitalen Signage-Displays sowie in Geschäften und als Verkaufsautomaten eingesetzte Kühlgeräte mit Direktverkaufsfunktion beschäftigt.
Neben der Energieeffizienz steht aber auch die bessere Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Reparaturanleitungen im Fokus. Es ist eine siebenjährige Pflicht zur Vorhaltung von Ersatzteilen, die mit dem Verkauf des letzten Geräts des jeweiligen Modells beginnt,vorgesehen.
Im Juli werden weitere Öko-Design-Richtlinien verabschiedet werden, die weniger auf Energieffizienz zielen, sondern mehr auf Ressourceneffizienz. Das war für uns Anlass, mal über den potentiellen Beitrag der additiven Fertigung zu einer sog. Kreislaufwirtschaft nachzudenken. Eine Kreislaufwirtschaft zeichnet sich dadurch aus, dass alle Ressourcen verwendet und wiederverwendet werden, es somit keine Abfälle mehr gibt. Den Produktdesignern wird also zukünftig aufgegeben, mehr auf Langlebigkeit, Reparierbarkeit, Nachrüstbarkeit, Demontierbarkeit, Informationsweitergabe und die einfache Wiederverwendung und -verwertung von Bauteilen und von Werkstoffen des Produkts am Ende seines Lebenszyklus zu achten.
Warum brauchen wir Öko-Design-Richtlinien?
Es gibt einen zunehmenden Druck zu immer mehr und schnellerem Konsum und kürzeren Produkt- und Maschinenlebenszyklen aus wirtschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Gründen. Dazu zählen immer kürzere Innovationszyklen und der globale Einkauf von Komponenten und Baugruppen, der Aufkauf oder die Fusion von Zulieferern, Lebenszyklusverlängerungen aber auch Gesetze und Normen. Bei großen und langlebigen Investitionen wird durch professionelles Obsoleszenzmanagement für die Beherrschung von Ausfallrisiken und die Schadensabwehr durch eine Nichtverfügbarkeit von Material, Komponenten, Produkten, Prozessen und Wissen gesorgt. Obsoleszenzmanagement selbst ist nicht neu, im Bereich der Luftfahrt, bei Schienenfahrzeugen, Kraftwerken und in der Verteidigungsindustrie wird es bereits angewandt. Immer mehr Branchen wie z.B. der Maschinen- und Anlagenbau denken ebenfalls intensiver über Obsoleszenzmanagement nach.
Additive Kreislaufwirtschaft
Was bei richtig großen Investitionen durch wirtschaftlichen Druck erfolgt, muss bei kleineren, jedoch in wesentlich größerer Zahl vorhandenen Konsumgütern durch Öko-Design-Richtlinien erzwungen werden: die Ermöglichung eines Obsoleszenzmanagements und damit einer Kreislaufwirtschaft.
3D-Druck bzw. additive Fertigung könnte eine Lösung sein, zu einer Kreislaufwirtschaft beizutragen, z.B. durch eine nahezu unbegrenzte Verfügbarkeit von Ersatzteilen, die nur bei Bedarf produziert werden. Allerdings ist diese Lösung nicht ganz einfach, wie Kegelmann Technik bereits in vielerlei entsprechenden Projekten aus dem Mobilitätssektor und dem Anlagenbau gelernt hat. Falsche Annahmen, wirtschaftliche Zweifel und juristische Bedenken führen zum Scheitern, mindestens jedoch zu enormen Verzögerungen bei der Umsetzung entsprechender Projekte.
Es gilt also den Sweet Spot, das Optimum additiven Obsoleszenzmanagements in der Schnittmenge aus der wirtschaftlichen Gesamtkostenbetrachtung, den Bauteilen und Baugruppen, die überhaupt dem Obsoleszenzmanagement unterliegen, und den Materialspezifikationen, Normen und Gesetzen zu finden.
Diesen Sweet Spot strukturiert in einem Unternehmen zu finden, ist Ziel des additiven Obsoleszenz-Audits der Kegelmann Technik. In einem interdiszplinären Team werden gemeinsam iterativ die additiven Chancen und Risiken einzelner Baugruppen ermittelt und priorisiert.